Tiefe Einblicke zur Bildungsmisere am Ortstermin mit Bürgermeisterin Dietl am 05.08.2021

Am Donnerstag, 05.08.2021, hatte unsere Bürgerinitiative USUS Münchens 3. Bürgermeisterin Verena Dietl im Schulzentrum an der Pfarrer-Grimm-Straße zu Gast. Zusammen mit VertreterInnen der Schulleitungen, VertreterInnen des Bezirksausschusses und Mitgliedern der Elternbeiräte und Fördervereine sind wir das ganze Schulzentrum abgegangen. Dabei konnten wir uns vom Sanierungsrückstau an der Grundschule, vom allgemeinen Platzmangel und von den erstaunlichen Fortschritten der Sanierung des Gymnasiums überzeugen.  

Intensiver Austausch während der Begehung des Schulzentrums

Besichtigung der dringend sanierungsbedürftigen Pfarrer-Grimm-Grundschule

Ausgangspunkt des Rundgangs war die marode Grundschule. Die Zustände an der Pfarrer-Grimm-Grundschule sind schlicht unhaltbar. Seit Jahren werden lediglich Schönheitsreparaturen durchgeführt, aber die Substanz wird völlig vernachlässigt. Das Gebäude ist eine Zumutung für alle, die darin lernen und lehren wollen. Darauf weisen wir im Stadtteil bereits seit Jahren hin, aber bisher immer mit demselben Ergebnis: Vertröstungen und Ausflüchte.  

Die Geruchsbelästigung in den frisch sanierten Toiletten und die Einschränkungen auf dem Pausenhof durch nicht abfließendes Regenwasser waren am Tag unseres Rundgangs für alle Beteiligten überdeutlich wahrnehmbar. Die größte Sorge von Schulleiter Jörg Weinberger ist jedoch, dass das Dach der Grundschulturnhalle schon bald von heute auf morgen wegen Einsturzgefahr gesperrt werden könnte. Einen Ausweichort für den Schulsport der GrundschülerInnen und den Vereinssport an Nachmittagen gäbe es am vom Platzmangel geprägten Schulzentrum nicht.

Dieser Platzmangel an der Grundschule zeigt sich insbesondere durch die winzigen Räume für die Mittagsbetreuung, in der bis zu 25 Kinder zu Mittag essen und ihre Nachmittage verbringen – ohne Ausweichmöglichkeit und etwas Bewegung in der Turnhalle nochmals trostloser. Die Schwimmhalle mit verrosteten Abdeckgittern über offensichtlich alten Rohrleitungen war der traurige Höhepunkt dieses Begehungsdrittels – trotz aufwändiger, jahrelanger Sanierung (solange Sperrung, kein Schwimmunterricht).  

Duschen des Lehrschwimmbeckens in der Pfarrer-Grimm-Grundschule nach mehrjähriger Schließung für die Sanierung des Dachs.

Mit dem Besuch von Fr. Dietl besteht nun die Chance, dass sich die Stadt der maroden Bausubstanz endlich annimmt. Einen Überblick über die (erschreckend) lange Mängel- und Gefährdungsliste hat Gerhardt Seebauer, Vorstand des Fördervereins der Grundschule zusammengestellt:  Zustandsbericht Pfarrer-Grimm-Grundschule

Besichtigung des in Teilen frisch sanierten Louise-Schroeder-Gymnasiums

Die Glastür, die die Gänge von Grundschule und Gymnasium verbindet, ist wie ein Tor in eine andere Welt: Vor der Tür der marode Anbau der Grundschule aus den 60er Jahren und dahinter ein frisch saniertes Gymnasium mit modernster Ausstattung und dem gerade fertiggestellten Lichthof mit Glasdecke, die zum Staunen einlädt. Weitere Höhepunkte der Besichtigung des Gymnasiums waren die Aula mit Bühne und modernster Veranstaltungstechnik, frisch sanierte Fachräume, die allen Ansprüchen an exzellenten Unterricht gerecht werden und die lichtdurchflutete Dreifachturnhalle. Allen Beteiligten des Rundgangs drängte sich die Frage auf, warum die Stadtverwaltung gerade dieses für mehrere Millionen Euro auf den neusten Stand gebrachte Gymnasium abreißen will.  

3.OB Fr. Dietl und die SprecherInnen der Bürgerinitiative „Unser Stadtteil – unsere Schulen“ im neuen wunderschön gestalteten Lichthof des Louise-Schroeder-Gymnasiums

Das Louise-Schroeder-Gymnasium ist aktuell so beliebt, dass es für das kommende Schuljahr eine ganze Schulklasse abweisen musste. Dabei zeigt sich einmal mehr in München, dass die weiterführenden Schulen zwar formal nicht sprengelgebunden sind, in der Praxis aber bei der Platzvergabe aus Gründen der Praktikabilität sehr wohl nach der Entfernung zum Wohnort ausgewählt wird. Faktisch besteht also eine sprengelähnliche Platzvergabe.  

Und bedauerlicherweise reicht das Platzangebot des LSG aktuell laut Auskunft der Schulleitung nicht einmal aus, um alle Interessenten aus Allach und Menzing aufzunehmen. Frau Dreyer und Frau Büchler, Mitglieder der Schulleitung des LSG, erklärten, dass der Unterricht in den letzten Jahren vom Baustellenlärm der Sanierungsmaßnahmen beeinträchtig gewesen wäre. Sie hätten die Einschränkungen aber gerne in Kauf genommen, da sie wussten, dass die Baumaßnahmen zu einer Besserung führen würden. Dass nach dieser langen Umbau- und Sanierungsphase nun der Abriss des LSGs drohe, sei für sie völlig unverständlich. 

Besichtigung der unter Platzmangel leidenden Carl-Spitzweg-Realschule

Die letzte Station unseres Rundgangs war die Carl-Spitzweg-Realschule. Obwohl das Gebäude in einem ordentlichen Zustand ist, machten die VertreterInnen von Schulleitung und Elternschaft deutlich, dass der Alltag an ihrer Schule vom Platzmangel geprägt sei: Auch hier könnten bei weitem nicht alle SchülerInnen aufgenommen werden, die gerne in ihrem Stadtteil lernen wollten.  

Fazit

Angesichts des schon heute akuten Platzmangels am Schulzentrum und dem Bevölkerungszuwachs in Allach-Untermenzing, lehnt USUS die Lösungsvariante D entschieden ab. Ein maßgeblicher Grund ist die extrem lange Umsetzungszeit von mindestens 11,  im schlimmsten Fall sogar 16 Jahren.  

Bürgermeisterin Dietl erklärte zum Schluss unseres Rundgangs, dass die Planung für die Variante D darauf beruhe, dass der Erdbeeracker unbedingt frei bleiben müsse. Wir freuen uns darüber, dass die Bürgermeisterin erklärte: „Aber man sollte sich die Situation noch einmal genau anschauen; hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“  

USUS wünscht sich und den Familien in und um Allach-Untermenzing, dass bei der überfälligen Entscheidung für die Schulentwicklung im Münchner Westen diejenigen im Mittelpunkt stehen, für die die Schulen gebaut oder erweitert werden: Kinder und Jugendliche.